Die Operation ( Tagesgedanken 3 )
Die Operation dauerte 10 Stunden. Sie haben Peter total umgebaut.Ich wartete vor dem Operationssaal und atmete erleichert auf als der Chefarzt mir sagte“ Operation gelungen—Patient lebt!
Die Nacht vor dem O.P.Termin war grauenvoll für ihn. Er musste 6 Liter einer speziellen Flüssigkeit trinken, die den Darm reinigen soll.. Er trank Schluck um Schluck, mit grossem Widerwillen.Für mich wurde eine Matratze auf den Boden gelegt, so dass ich die Nacht im Spital verbringen konnte. Ich weiss nicht, ob Peter davon begeistert war.Sicher hätte er gerne nochmals unbeobachtet onaniert.Vorerst ein letztes mal gespritzt.Und wenn es nur aus Verzweiflung und nicht aus Lust gewesen wäre. Dann kam die Nachtschwester nochmals gegen Mitternacht und legte mir ein Einmalrasierer hin. Ich solle meinem Mann die Haare im Schambereich rasieren. Das wäre besser wenn ich es täte, da das den meisten Männern sehr unangenehm sei. Heissa, das hatte ja nichts, überhaupt nichts mit einer sexuellen Liebkosung zu tun. Nicht unter dieser Vorraussetzung. Peter versank fast in seinem Selbstmitleid. Sein abwesender Gesichtsausdruck hemmte mich sehr.Er tat mir ja auch wirklich leid. Die Gewissheit, am nächsten morgen zwar den Krebsherd, entfernt zu kriegen, dann aber eventuell auch impotent zu sein , zerstörte sein ganzes Selbstbewusstsein. Der behandelnde Arzt konnte vor dem Öffnen des Bauchraumes nicht genau sagen, wie weit sich der Krebs schon ausgebreitet hatte. Für mich zählte erstmal, dass er die Chance hatte weiter zu leben, hoffentlich noch viele Jahre. Der Chefarzt klärte Peter auf, dass, auch seine Frau ohnehin nach ein paar Monaten die Lust auf Sex verlieren würde, wenn von seiner Seite kein Angebot mehr kommen würde.Nach dem Motto, Angebot und Nachfrage bestimmen die Lust..
Das waren für Peter erstmal ungewisse Aussichten, die in schwer belasteten.. SEX hat im Leben von Peter eine ausserordentlich wichtige Rolle gespielt.Und wenn es Voyerismus war. Unsere Ehekrisen glätteten sich immer über unser Liebesleben.Wir hatten auch nach über 30 Jahren immer noch Lust aufeinander. Aber jetzt, unter diesen Umständen dachte ich nur an das Überleben von Peter, Sex war für mich völlig unwichtig.
Nun war es also vollbracht. Nachdem die Narkosewirkung nachgelassen hatte, wand Peter sich in Schmerzen. Der behandelnden Arzt, erklärte,dass er nur in geringen Mengen Schmerzmittel verabreichen könne, damit der Darm, dessen Funktion während der O.P. lahmgelegt wurde, seine Tätigkeit wieder aufnehmen kann. Mein Gott, das darf doch nicht wahr sein. Peter jammerte stundenlang, die Hölle muss dagegen ein Paradies sein, dachte ich mir.
Nach 54 Stunden erbarmten sich die Schmerzmediziner, die dann doch noch dazu gerufen wurden, und verordneten eine höhere Dosis. Das half, wenigsten immer für ein paar Stunden.
Oben in seinem Krankenzimmer hatte eine flotte Urologien im Minirock Dienst. Da liegen sie nun all die Nieren, Blasen , Prostata und sonst operierten Herren, und werden von einer äusserst attraktiven dunkelhaarigen Ärztin betreut.So nach dem Motto so in dem Zustand kannst du mir ja nicht gefährlich werden. Aber ich zeig dir mal, was du im Moment so alles verpasst. Das hast du jetzt von deiner Lebensweise. Raucher werden eben meistens bestraft. Dass die Frau gleich mitbestraft wird, dass wollte sie nun rächen. Testen, ob die Anmache noch funktioniert. Immer wenn ich Peter besuchen wollte liess es sich nicht vermeiden erst an unzählig schlurfenden, einen Infusionständer vor sich hinschiebenden, meist alter Männer zu überholen. An den Infusionständern hingen Medikamenten- und Urinbeutel.Sie schoben das Zeug vor sich hin als hätten sie eine Trophäe ergattert. Der traurige auf den Boden gerichtete Blick verriet allerdings eine andere Tatsache. Spätestens jetzt wurde den frisch Operierten bewusst, dass sie erstmal aus dem aktiven Sexleben aussortiert waren. Dass die sexuellen Träume im Kopf dieser Männer relativ schnell und ungehindert weiter gehen, wird von den behandelnden Ärzten meist übersehen. Es gibt Krankheitsbilder in denen die Samensäckchen aus den Hoden mit entfernt werden,auf dass sich keine Samenflüssigkeit mehr bilden kann. Darauf hin schwellen die Hoden erstmal zu Faustgrösse an. Es dauert ca. 8 Tage bis sie sich wieder zurückentwickeln. In dieser Zeit werden die angeschwollenen Bälle auf ein „Hodenbänckchen“ gelegt. Peter war nun bestückt mit einem .Peniskatheter + Urinbeutel und 3 Drainagen die das wässrige Blut von der O.P. aus dem Körper raus transportieren sollen ..Die allmorgendliche Frage, „ na, wie geht es UNS denn heute, war schon mehr als zynisch. „ Mir geht es bescheiden, wie es IHNEN geht, kann ich nicht beurteilen“ war meistens seine Antwort.
So bestückt lag er nun da.,von dem weissen Laken kaum zu unterscheiden , gefangen in seinem Bett.
Dann die plötzliche Krise. Er war weg, bewusstlos, aus heiterem Himmel. Eine aufmerksame türkische Putzfrau bemerkte diesen Zustand als erstes. Nach den Wiederbelebungsmassnahmen, schaute Peter erstaunt in die Runde,und meinte nur, das war so schön! Keine Schmerzen, herrliche Musik und ein wunderbares Licht hätten ihn begleitet. Ihm wurde sofort klar, dass er jetzt wieder dem medizinischen Alltag ausgeliefert war.Da wo er leider nur kurze Zeit war, spielte der Orgasmus im weltlichen Sinn keine Rolle. Der Aufenthalt in dem strahlenden Licht an und für sich war Orgasmus pur, er wäre lieber für immer dort geblieben.
Den irdischen Höhepunkt bot eine ausgemergelte, frustrierte Krankengymnastin, die recht bald am ersten Tag nach der O.P. Peter , wie es in der Fachsprache schön heisst, mobilisieren sollte.Sie malträtierte ihn regelrecht, Peter sackte immer wieder zusammen, sie meinte nur lakonisch, dass er sich nicht so anstellen solle.
Spendete ich der Station Geld für die Kaffeekasse oder brachte selbstgebackenen Kuchen mit, hob sich die Stimmung, und der Ton der Schwestern inklusive der Hexe,wie Peter und ich unter uns die Magersüchtige nannten, wurde mindestens für 1 Tag freundlicher.
Nach 1o Tagen aber reichte mir der Zirkus. Auf unsere Verantwortung haben sie dann Peter entlassen. Der Urinbeutel hing noch innerlich am Hosenbein, und die noch vorhandenen 2 Drainagen die aus seinem Unterleib krochen spukten immer noch eine blutig-wässrige Flüssigkeit aus.
Allein die häusliche Umgebung, das vertraute Essen und sicher auch meine Nähe halfen ihm , wieder Mut zu fassen und schneller gesund zu werden.Die Narbe die vom Brustbein bis in den Schambereich verlief heilte überdurchschnittlich gut. Schon bald machten wir Ausflüge in den Odenwald. Wenn der Urinbeutel voll war, wurde der Stöpsel aufgedreht und der goldene Saft floss auf eine Wiese oder im Wald an einen Baum.Früher liebte es Peter, wenn er mir draussen in freier Natur beim strullen zusehen durfte, vor allem wenn ich eine yangmässige Menge von mir liess. Ohne Scham, in freier Natur sich zu entleeren, das macht vielen Spass,bestimmt ein Gen das wir aus der Tierwelt immer noch in uns tragen.Eine Markierung setzen.
Peter sehnte sich danach endlich mal wieder im Stehen zu pinkeln. .ImStehen wasserlassen ist eine sehr rituale, männliche Angelegenheit. Das ist wohl für jeden hetero Mann ganz wichtig ( Ich habe gehört, dass schwule Männer fast ausschliesslich im Sitzen urinieren, da diese meist sehr pingelig sind.).Als Jugendlicher hat er unter Jungs oft um die Wette gepinkelt, und wer den weitesten Strahl hatte der hatte gewonnen. Peter gewann fast immer, darauf war er sehr stolz.
So langsam begann sich unser Alltag wieder zu normalisieren. Verlorengegangene Kräfte und brachliegende Gelüste kamen wieder ans Tageslicht.
Unser Sexualleben pendelte sich auf eine neue intensivere Art ein .Skin to skin, jede Zelle des Körpers spüren, nicht mehr nur getrieben von dem Wunsch Penis in Scheide. Lustvolle Zärtlichkeit gepaart mit einer bis in die Zehen und Fingespitzen gespürten Liebe.
Wir waren jetzt beide bereit, den anderen so leben zu lassen, wie er es gerne möchte. Nach dem Motto: Leben und leben lassen!!
Unsere Gedanken sind oft die Gleichen, ein Blick genügt, und man weiss was der andere denkt. Es gibt Paare die das langweilig finden und fast schon als Scheidungsgrund sehen. Wir hatten Aufregungen genug in unserem bisherigen Leben. Wir sind dankbar, das sich unsere verschiedenen Wellenlängen langsam aber sicher einpendeln. Andererseits entwickeln sich aber trotzdem auch Eigenheiten unserer unterschiedlicher Charakteren aus. Manchmal schaut er jetzt wie seine Mutter. Sein Gang wird langsamer und schlurfender.Auch seine leicht gebückte Haltung erinnert mich an seine Mutter. Eine spezielle Geste oder ein Blick den ich vorher nur von ihr kannte, huscht jetzt immer öfter durch seinen Körper. Bestimmt stellt auch er bei mir solche, meine Familie betreffende Veränderungen fest.
In Harmonie und Gelassenheit zusammen Alt werden, so haben wir uns das vor 50 Jahren vorgestellt. Wir sind durch viele Höhen und Tiefen gegangen, wollten auch manchmal die Segel streichen haben aber dann doch dem Sturm getrotzt.Heute sind wir froh darüber, die Flinte nie ins Korn geworfen zu haben, auch wenn es manchmal in jenen Momenten fast einfacher gewesen wäre.